Auszug aus pvd #11/2016

erschienen am 08.11.2016 bei pv-digest (PDF-Ausgabe) von Markus Schöberl


PaidTime
ist ein neuer Bezahldienstleister für Anbieter von Paid Content-Inhalten. Auf seiner Website verspricht das Unternehmen den Nutzern den Zugang zu bezahlpflichtigen Angeboten verschiedener Unternehmen und Branchen (Presse, Video, Musik), indem der Nutzer ausschließlich für die Nutzungszeit des Angebotes bezahlt. Bezahlte Zeit wird in Form von Minutenpaketen angeboten: 45 Minuten für 2,90€, 90 Minuten für 4,90€, 180 Minuten für 8,90€ und 1.000 Minuten für 29,90€.

Täglich erhalten die Nutzer bei jedem Anbieter ein Freiminutenpaket, das jeder Anbieter individuell gestalten kann. Von den Erlösen für die Nutzung bezahlter Zeit überweist PaidTime 70% an die Publisher. Geschäftsführer von PaidTime ist Moritz Koch, ein ehemaliger Manager der Onlineagentur SinnerSchrader. Sieht man einmal von der großen Herausforderung ab, einen völlig unbekannten Dienstleister für ein bisher noch nirgendwo in größerem Ausmaß verbreitetes Bezahlmodell zu etablieren, dann ist die Idee hinter PaidTime sehr interessant.

Schon vor Jahren hatte der Digitalberater David Justus in einem lesenswerten Beitrag argumentiert, dass die Entkoppelung der Medienangebote von einem physischen "Container" (Papier, TV-Gerät, CD) dazu führen werde, dass sich ein einheitliches Preisniveau für die ganz unterschiedlichen Angebote herausbildet. Als gemeinsamen Nenner aller unterschiedlichen Medienangebote sah er die Nutzungszeit. Und (auf dem damaligen Preisniveau) in den USA machte Justus gravierende Unterschiede fest und prognostizierte, dass diese zukünftig schrumpfen würden [pv-digest.de/linkliste Link4] So ermittelte er damals (Februar 2013) Werte (jeweils Preise geteilt durch typische Nutzungszeiten) zwischen 0,25$ pro Nutzungsstunde für Videostreamingangebote und 3,35$ pro Stunde für einen Kinobesuch. Für Zeitschriften veranschlagte er die typischen Kosten einer Nutzungsstunde bei 2,42$.

Bei PaidTime sollen die Nutzer je nach gebuchtem Paket nun zwischen 3,86€ und 1,79€ je Nutzungsstunde bezahlen. Laut Geschäftsführer Koch habe man sich hier an den Preisen von Onlinevideotheken orientiert. Hinter PaidTime stecken vier Gesellschafter, aber wohl kein Großinvestor. Auf die Frage, wie es gelingen soll, eine relevante Marktposition zu erobern, verweist Koch darauf, dass PaidTime speziell für Gelegenheitsnutzer konzipiert sei und nicht in direkter Konkurrenz zu vielen anderen Bezahlanbietern stehe. Er hofft, Publisher zu gewinnen, die PaidTime als zusätzliche Bezahllösung einbinden. Allerdings verläuft die Akquise wohl noch schleppend. Bisher ist es ausschließlich die Westdeutsche Zeitung, die die Nutzung ihrer Webinhalte per PaidTime bezahlen lässt. Abonnenten wie Nichtabonnen-ten lesen dort pro Tag nur noch 5 Minuten lang kostenlos. Für eine darüber hinaus gehende Nutzung von wz.de müssen sie ein Minutenpaket von PaidTime erwerben.